Frühling in Sardinien

Die wilden Lavendelbüschen duften und erblühen, die Mohnblumen ziehen einen roten Mantel über die Täler Sardiniens, die Falken ziehen hoch in den blauen Himmel, die Rotkelchen bringen dem Nachwuchs das Fliegen bei. Es ist Frühling auf Sardinien. Manche meinen, es sei die schönste Jahreszeit auf der Insel. 

Denn wer noch nie im Frühling in Sardinien war und diese Insel nur im heißen Sommer kennt, wird staunen, wie grün Sardinien eigentlich ist. Auf den sattgrünen Hügeln weiden Schafe, frechen Ziegen knabbern an jedem frischen Gebüsch. Ob Kiten, Windsurfen, Rennradfahren und Klettern: Auch die Freizeit-Möglichkeiten sind unendlich. Das Meer ist für mich noch etwas zu frisch zum Baden, aber ab dem 15 Mai steigen die Wassertemperaturen (und nicht nur die Schweizer trauen sich, ins Meer zu springen). Ihr könnt wundervolle Bergtouren unternehmen oder verlassene und magische Orte besuchen. Und wenn´s mal regnen sollte - unsere Häuser sind so gemütlich, dass ihr auch einen Tag im Haus mit einem guten Buch genießen wird.

 

+++Top TRE+++ 

  1. Eine Trekking-Tour unternehmen: SU GORROPU
  2. Verlassene Orte an der COSTA VERDE entdecken
  3. Auf dem Archipel LA MADDALENA Garibaldi besuchen

      

1. SU GORROPU

 

 

Der tiefste Canyon Europas ist gar nicht weit von uns (Orosei) entfernt und gut an einem Tag zu besichtigen. Wer nicht zu den Sportskanonen zählt oder sich bereits beim Wort Wandern langweilt, muss ich bitten, an dieser Stelle trotzdem weiterzulesen.

 

Ich habe die Schlucht mehrmals mit sportlichen älteren und unsportlichen jungen Gästen, mit gelangweilten Teenies und lauten Kleinkindern besucht. Es gibt daher keine Ausrede: Dieser Canyon muss unbedingt auf eurer Bucketliste für Sardinien stehen. Die Schönheit dieses Ortes ist unbeschreiblich. Die fossilreichen Wände sind 450 Meter hoch und sehr steil. Am Riesenfelsen hallt der Gesang eines Adlers, der über dem Canyon jagt, die Wassersenken sind übersät mit seltenen Pflanzen.

In den meisten Beschreibungen wird unbedingt ein Führer oder zumindest eine besondere Ausrüstung empfohlen. In der Tat ist es kein Spaziergang am Sonntagnachmittag sondern eine tagesfüllende Trekkingtour, die man aber locker nach eigenem Tempo bewältigen kann. Ihr braucht gute Schuhe, keine Flip-Flops oder Sommersandalen, eine Kopfbedeckung und natürlich Flaschen mit Wasser gefüllt (unterwegs könnt ihr diese an zwei Quellen wieder mit Wasser auffüllen). Im heißen Sommer rate ich allerdings von jeder Trekking-Tour ab, zumindest an sehr heißen Tagen. 

Bis nach Dorgali fahrt ihr etwa 40 Minuten. Im Ort ist der Canyon mit „Gola Su Gorropu“ ausgeschildert. Neben der Hauptstraße biegt ihr entlang der Häuser in eine unscheinbare Straße nach rechts ab. Danach folgt ihr für 20 Minuten einem Tal mit Weinanbauten, das an die Toscana erinnert. Ganz wichtig: Fahrt unbedingt bis zur Brücke und parkt nicht irgendwo am Straßenrand, nur weil ihr dort bereits geparkte Fahrzeuge gesehen habt. Erst wenn ihr über dem Fluss Flumineddu die Zementbrücke mit dem Parkplatz seht, dann ist eure Fahrt zu Ende. Nun überquert ihr zu Fuß die Brücke und biegt auf der anderen Seite nach links ab (nach rechts könnt ihr bis nach Tiscali wandern). Der erste Teil der Strecke ist sonnig und heiß. Ihr könnt euch im eiskalten Flußwasser erfrischen oder zumindest wunderbar hier picknicken.

Wenn man entspannt läuft und Pausen einlegt, dann braucht man maximal 2 Stunden für den Hinweg und weitere 2 für den Rückweg. Im Canyon selbst müsst ihr entscheiden wie weit ihr vordringen wollt. Am Eingang zum Canyon zahlt ihr 5€ Eintritt - darin enthalten ist die Leihgebühr für einen Helm.

 

 

 

Die Westküste Sardiniens ist wild und magisch. Auch mich zieht es regelmäßig dorthin, denn hier warten unzählige, verlassene und vergessene Orte darauf, entdeckt zu werden. 

 

Viele der Silber-, Zink- und Blei-Bergwerke waren noch in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts im Betrieb. Sie wurden wegen der Unrentabilität geschlossen und die letzten Minenarbeiter wurden entlassen. Die wichtigsten dieser Minen wurden nun aber gesichert und können besichtigt werden. Zum Glück werden die Touren vor Ort nicht von intellektuellen englisch-sprachigen Guides geführt, sondern von echten Kerlen, die dort einst selbst geschwitzt haben. 

Absolut sehenswert ist das riesige Bergwerk MONTEVECCHIO mit den komplett erhaltenden Gebäuden der Arbeiter, dem repräsentativen Direktionsgebäude aber auch den Resten einer Kirche und eines Krankenhauses. Und besonders empfehlen möchte ich die geführte Tour zum PORTO FLAVIA. Das 1922 in Felsen gehauenes Bergwerk war höchste Ingenieursleistung und Baurevolution zugleich. Ihr müsst Porto Flavia einmal gesehen haben um die geniale Idee des Bergwerkleiters Cesare Vecelli zu verstehen. Zu der Zeit wurden Rohstoffe normalerweise in schweißtreibender Hitze von Lastenträgern auf Segelschiffe (Galanze) verladen. Doch aus dem in 132 Metern schwebenden Bergwerk wurde Zink und Blei direkt auf die unter dem Fels wartenden Dampfschiffe verladen. Somit hatte das Bergwerk eine Art eigenen Hafens. Auch die Landschaft um Porto Flavia ist einfach nur atemberaubend. Beide Orte sind zwar verlassen, aber touristisch gut erschlossen.

Sicherlich habt ihr vom Strand PISCINAS gehört. Laut National Geographic gehört er zu den schönsten Stränden der Welt. Und tatsächlich: Am Horizont verschmilzt das Azurblau von Meer und Himmel mit den golden schimmernden und mehrere Kilometer langen Sanddünen. Auf dem Weg dahin findet ihr INGURTOSU. Der vollständig verlassene Ort verzaubert mich immer wieder aufs Neue. Hier wurden ab 1853 Blei, Zink und Silber abgebaut. Ungefähr 5000 Arbeiter haben hier geschuftet. Es gab eine Kirche, die Post, ein Krankenhaus und sogar einen eigenen Friedhof. Parkt am besten irgendwo euer Auto und lasst euch einfach durch die Gassen dieser verlassenen Ortschaft treiben. Wenn ihr weiter Richtung Meer und dem Strand Piscinas fahrt, findet ihr Reste einer Anlage, in der die geförderten Erze gewaschen wurden.

Direkt am Strand Piscinas, an der ehemaligen Verschiffungsstelle, entstand ein Luxushotel Le Dune. Einen Kaffee kann man sich hier schon mal leisten, einen Teller Pasta bekommt man für circa 18 Euro. Aber in solcher Umgebung ist dieser jeden Cent wert.

# località Ingurtosu - 09031 Arbus (VS)

 

An der Costa Verde gibt es nicht nur verlassene Minen. Eine horrorfilmreife Kulisse bietet die COLONIA DI FUNTANAZZA. Der in den 50er Jahren erbaute Koloss sollte den Nachwuchs der Bergarbeiter beherbergen. Tausende Kinder haben hier ihre Sommerferien verbracht. Disziplin und Ordnung war das Leitmotto, man liest nichts Gutes über diesen Ort. Ein enormes, fast olympisches Schwimmbecken steht leer, verrostete Schaukeln und hunderte Zimmer strahlen eine makabre Faszination aus. Vor der Anlage erstreckt sich ein schöner Strand, der auch noch Spuren der Bausünden der 50er Jahre trägt. Und für alle Fossilienfans: Genau an diesem Strand könnt ihr an den oberen Klippen riesige, versteinerte Muscheln beobachten.

# Strada Provinciale 65 Funtanazza

 

Mein letzter Tipp ist das Bergbaudorf ACQUARESI. Wenn ihr von der Provinzstraße 83 von Masua (Porto Flavia) Richtung Buggeru fahrt, dann entdeckt ihr einen riesigen Abgrund. Tonnen von Erde, Felsen und Vegetation wurden regelrecht vom Erdboden verschlungen. Dieses Gebiet ist von dem Senkungsphänomen und Erdrutschen betroffen. Bereits in der Antike wurden hier Blei und Zink abgetragen. Das Dorf Acquaresi wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und um die 1960er Jahre aufgegeben. Heute beherbergen die Ruinen des kleinen Krankenhauses eine Herde Ziegen, ansonsten herrscht hier eine absolute Ruhe. Darüber hinaus zeugen einige Spuren von einem Leben, dass es hier längst nicht mehr gibt: die Baracken der Bergarbeiter, das Verwaltungsgebäude und die schöne Kirche Sant'Antonio mit ihrem kleinen Glockenturm.

# Zwischen Masua e Buggerru, entlang der SP83.

 

 

3. Archipel La Maddalena

Im Sommer wird es hier voll. Wenn ihr diesen Archipel für euch fast alleine erleben wollt, dann ist der Frühling genau die beste Zeit dafür. Vom Palau könnt ihr die kurze Überfahrt alle 30 Minuten genießen.

Die große Hauptinsel bildet zusammen mit den 60 kleineren Inselchen den weltberühmten Archipel Sardiniens. Wegen der besonderen Lage war La Maddalena schon immer ein wichtiger, militärischer Stützpunkt, von Napoleon Bonaparte bis zur US-Kriegsmarine, die hier vier U-Boote parkte und 2008 schließlich aufgelöst wurde. Und da wir schon bei dem Militär sind: Der große Garibaldi – der Vater Italiens – hat hier auf der Insel Caprera seine letzten 26 Jahre verbracht. Ihr könnt seine Behausung und seine Grabstätte besuchen, die vielen Wildschweine im Wäldchen inklusive. In einem ehemaligen Stützpunkt in Stagnali befindet sich das Museum geomineralogico naturalistico, wo Felsgestein und seltene Mineralien zu sehen sind, darunter riesige Quarzkristalle, Strandsand und Fossilien. Im Schiffsmuseum Nino Lamboglia könnt ihr ein römisches Frachtschiff bewundern, das 120 v. Chr. vor La Maddalena untergegangen ist. Nach so viel Kultur am Vormittag könnt ihr in einem der vielen netten Restaurants direkt am Hafen etwas Leckeres zum Mittag essen, um danach die wundervollen Landschaften mit vollem Bauch zu genießen. Die 45 km lange Küstenstraße macht einen Rundkurs, ihr könnt einfach dort halten, wo es euch am besten gefällt. Unterwegs seht ihr einsame Buchten, Granit- und Porphyrfelsen, strahlend weiße Sandstrände mit türkisfarbenem Meer. Es gibt hier auch einen Fjord bei der Cala Francese, wo einst ein besonderer Granit abgebaut wurde, der für den Reichtum dieser Region gesorgt hat.

 

Auch sonst gibt es hier viel zu sehen, sei es Cala Spalmatore mit den rosafarbenden Felsen, Bassa Trinita mit der romantischen kleinen Kirche oder Cala Coticcio, auch das Tahiti Sardiniens genannt. Aber das ist nur meine Auswahl auf der Hauptinsel. Ihr könnt natürlich auch einfach am Hafen eine Bootstour zu den kleineren Inseln buchen. Am Abend lässt sich in den engen Gassen beim Einkaufen gut Geld ausgeben, denn es gibt hier viele, nette Boutiquen, charmante kleine Lädchen und tolle Cocktailbars.

 

Insgesamt ist das ein toller Ausflug mit viel Natur, Geschichte und Shopping, so viel kann ich euch garantieren.

 

 

Top